21 April 2013

Gedankenkiste ~ Der Dystopische Trend (wie viel Wahrheit steckt in solchen Büchern?)

Bildmaterial von  AshenSorrow

»Wenn wir den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation verhindern wollen, brauchen wir nichts Geringeres als eine Umwälzung der herrschenden kulturellen Muster.«
~Erik Assadourian


Mit dem vermeintlichen Weltuntergang hat das Jahr 2012 einen neuen literarischen Trend eingeführt, das Genre Dystopie.
Man sieht es an den Kinokassen und in den Bücherläden, der Trend friss sich durch unser Unterhaltungsprogramm. Viele von uns bekommen nicht genug davon. Vorreiter war die bahnbrechende Romanreihe von Bestsellerautorin Suzanne Collins „Die Tribute von Panem“. Es folgten Bücher wie Dark Carnopy, Vollendet, Die Bestimmung, Delirium und viele mehr.
Doch nicht alles, was Dystopisch betitelt wird, ist es auch. Und dieser vermeintliche neue Trend ist gar nicht so neu, wie viele behaupten. Schon im 19. Jahrhundert schrieb der Autor Jules Verne das Buch Paris im 20. Jahrhundert. In diesem erzählt Verne von einem jungen Mann, Michel, der in einer Welt aus gläsernen Wolkenkratzern, Hochgeschwindigkeitszügen, gasbetriebenen Automobilen, Taschenrechnern und einem weltweiten Kommunikationsnetz lebt. Im Gegensatz zum Siegeszug von Naturwissenschaft und Technik werden Literatur, Musik und Bildende Kunst allerdings verachtet. Dabei hatte der Schriftsteller ein für heutige Verhältnisse, sehr realistisches Bild der Zukunft erschaffen. Diejenigen von euch, die seit Anbeginn dem Science-Fiction-Genre zugetan sind, werden das Genre Dystopie auch schon länger kennen, denn wie gesagt, es ist nicht neu. Es war immer da, und hat im Schatten gelauert, bis es wieder seine Chance bekam und somit den Vampirhype von seinem Thron stieß.
Doch bevor ich mich in die Erörterung dieses Genre stürze, wollte ich gerne ein paar Missverstände kläre. Es gibt eigentlich drei Gattungen, die gerne in einen Topf geworfen und als Dystopie verkauft werden. So haben wir im literarischen Bereich der klassischen Dystopie, dann Endzeitromane und die Utopien.

a) Endzeit
Wenn man es Systematisch betrachtet, so ist ein Endzeitroman der Beginn einer Dystopie.
Der Begriff der End-Zeit – wie das Wort so schön sagt – kommt aus dem Religiösen und beschreibt das Warten oder der Vorgang des Jüngsten Gerichts. Es ist sozusagen die Katastrophe, der Super-GAU, das Ende der Welt. In diese Romanen werden meisten die Lebensumstände der Menschen kurz vor, während oder nach dem Desaster beschrieben. Die Ursachen für diese Endzeitstimmung haben auch wieder Übereinstimmungen mit dem Biblischen. So sind die Häufigsten Motive eines Endzeitszenarios Naturkatastrophen, Säuchen, versagen der Technologie, Kriege oder ein atomarer Unfall. Zu den Endzeitromanen zählen zum Beispiel Zombieapokalypsen (in dem auch schon das Fachwort für Endzeit, also Apokalypse, drinsteckt). Zu den bekanntesten Romanen in diesem Genre zählen Stunde Null, Als die Welt zum Stillstand kam oder The Walking Dead.

b)Utopie
Eine Utopie ist genau das Gegenteil einer Dystopie und beschreibt eine fiktive Gesellschaftsordnung, indem die heutigen Probleme nicht mehr existieren. Häufig sind solche Vorstellungen mit Kritik an unserer Gesellschaft verbunden. Es zeigt, wie die Welt sein könnte, wenn sie perfekt wäre. Es ist eine Wunschvorstellung. Utopien werden nicht gerne in Bücher verwendet, da eine perfekte Gesellschaft ohne Ecken und Kanten nicht interessant ist.

c) Dystopie
Eine Dystopie ist das genaue Gegenteil einer Utopie und spielt in der Zukunft. Meistens zeichnet es sich daran aus, dass die Welt sich als vermeintliche Utopie ausgibt, es aber in Wirklichkeit ganz anders aussieht. Es gibt eine diktatorische Herrschaftsform und die Gesellschaft, ist strickt unterteilt und unterliegt streng geregelten Vorschriften. Es soll eine negative Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft darstellen.
Oftmals leben die Protagonisten perfekt eingegliedert in dieses korrupte System und werden erst durch äußere Einflüsse wachgerüttelt.


Ich würde gerne wissen, warum sich die Menschen so sehr für das Thema interessieren, warum gerade jetzt?

Nun, ich denke, weil wir genau wissen, wo unsere Gesellschaft hinsteuert. Dystopien zeigen, was in der Zukunft möglich sein kann. Viele der Missstände, die in solchen Romanen beschrieben werden, hat es historisch schon einmal gegeben. Das beste Beispiel heißt „Drittes Reich“. Ich will hier nicht wieder mit erhobenen Finger auf die Nazis zeigen. Das Thema ist schon so ausgelutscht, dass dagegen schnulzige Vampirromane schmackhaft und neu erscheinen. Aber die Grundidee des absolutistischen Regimes bleibt vorhanden. Auch haben wir oftmals den Konflikt mit der Ressourcenknappheit. Jeder von uns weiß, dass es mit dem Erdöl zu Ende geht. Trotzdem ist es uns noch nicht gelungen, komplett auf Elektroautor umzusteigen. Wer jetzt behauptet, dass die Technologie noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass wir alle auf E-Autor umsteigen können, dem sei gesagt, dass das erste elektrische Auto 1888 erfunden wurde. Die Idee hätte bis heute realisierbar sein können. Das Problem ist nur, dass man mit Erdöl so viel Geld scheffeln kann, dass die Großkonzerne der Automobilkraft gar nicht wollen, dass es in eine andere Richtung geht.
(Das die ersten Schritte in die richtige Richtung getan sind, will ich nicht bestreiten. Es gibt einen Markt für E-Autos, jetzt muss nurnoch so ein Automobil für alle Gehaltsklassen erschwinglich sein.)
Wir schauen alle gerne weg und wundern uns, wenn es zu spät und das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Meiner Meinung nach sind dystopische Romane die Befriedigung unserer inneren sozialkritischen Voyeurs. Wir wollen wissen, was passiert. Wir kennen die Risiken, wissen teilweise die Antworten und doch, verschließen wir die Augen vor der Wahrheit.

Ich hoffe ich konnte euch damit einen kleinen Denkanstoß geben.

In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen Traumhaften Sonntag!
Cassy K.

2 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Artikel
    Ich möchte noch anmerken, dass man das Prinzip einer Dystopie auch in z.B. Fantasybüchern findet, also auch in einer geschaffener Welt, wo ein Teil unterdrückt wird, aber es vorgegaukelt wird, alles sei perfekt.
    Lb Bea

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    1. :) Hallo Bea,
      danke für dein Kommentar. Das dystopische Prinzip lässt sich auf jede art von Welt übertragen. Da hast du Recht. Ich finde es einfach spannend, wie sich dieses Phänomen nach der Weltuntergangstheorie so weit ausgebreitet hat.

      LG

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